am vergangenen Dienstag ging es für mich nach ca. einem halben Jahr Corona-bedingter Flugpause mal wieder in die Luft. Ziel war Berlin, wo ich mich vor ein paar Wochen für den BER-Probebetrieb angemeldet hatte und überraschenderweise trotz (ebenfalls durch die Umstände bedingt) massiv reduzierter Teilnehmerzahl noch relativ locker einen Platz ergattern konnte.
Zur Erinnerung: Beim ersten Buchungsdurchlauf waren alle „Tickets“ innerhalb weniger Stunden vergriffen. Durch Corona wurden jedoch später alle Anmeldungen storniert und ein neuer Durchlauf gestartet, mit unter 50% der ursprünglich geplanten Kapazität.
Da man sich bereits ab 09:30 Uhr am neuen BER einfinden musste, nahm ich gezwungenermaßen den ersten Abflug nach Berlin, EW12 um 06:15 Uhr ab CGN. Hieß konkret: Sehr, sehr früh aufstehen…
Zunächst einmal ist es ungewohnt, vom betreten des Flughafengebäudes bis zur Ankunft am Zielort durchgehend eine Maske zu tragen. In Anbetracht der aktuellen Situation jedoch notwendig und meines Erachtens immer noch besser, als die Airlines zu einer deutlich reduzierten Auslastung zu zwingen. Es ließ sich über den Tag jedoch insgesamt erstaunlich gut aushalten (von 05:00 Uhr morgens bis 20:00 Uhr abends fast durchgehend Maske tragen war auch für mich eine neue Erfahrung).
Interessant übrigens das Handling: Beim Boarding wird weiterhin nach dem bekannten Gruppen-Konzept verfahren (Gruppe 1 teuer, Gruppe 2 billig, unabhängig von der Lage des Sitzplatzes). Beim Deboarding wird streng nach Reihe vorgegangen von vorne nach hinten. Man darf erst aufstehen und das Flugzeug verlassen, wenn die Reihe vor einem leer ist. Klappt überraschenderweise sehr gut, und in meinen Augen sogar deutlich zügiger als das bisherige Standard-Verfahren. Wäre mal eine ernsthafte Überlegung wert, das dauerhaft beizubehalten.
Auslastungen übrigens geschätzt: hin 50%, zurück 80-90%.
Zurück zum Trip:
Neben dem spannenden Besuch am BER war dies wohl, auch wenn ich das schon mehrmals dachte und es dann doch nicht eintraf, wohl endgültig meine letzte Landung in TXL. Ein wenig Wehmut schwingt da schon mit…

Wunderschöner Sonnenaufgang bei Ankunft…

Vom Airport aus ging es dann mit dem TXL-Bus zum Berliner Hauptbahnhof. Hier hatte ich dann überraschenderweise, weil alles so pünktlich funktioniert hat, noch eine Stunde „Luft“ bis zur Weiterfahrt nach SXF, die ich für den kleinen Standard-Spaziergang (zum durchatmen, ohne Maske) nutzen konnte. Den Reichstag und das Brandenburger Tor mal fast ohne Touris um 8 Uhr im Morgengrauen zu sehen, ist übrigens wirklich schön!


Gegen 9 Uhr nahm ich dann den RE nach SXF. Von dort aus standen bereits Shuttle-Busse mit der Bezeichnung „ORAT“ (steht für das Projekt „Operational Readiness Airport Transfer“) bereit, die alle Probanden rüber zum BER brachten.
Dort ging es dann zügig zur Registrierung durch die Ankunftshalle. Bestätigungsschreiben vorlegen, kurz antworten, ob man sich krank fühlt, dann kann es auch schon los gehen. Jeder Teilnehmer erhielt ein Lunch-Paket sowie als Geschenk einen kleinen Rucksack mit Thermo-Kaffeebecher, Einkaufschip, Kuli. Nicht ganz uneigennützig, da man alles davon im Laufe des Tages mal brauchen würde.
Danach ging es in eine weitere „Schleuse“, in der jeder Tester nach dem Zufallsprinzip einen Reiseverlauf vorgegeben bekam. Standardmäßig sind das je zwei Abflüge und Ankünfte mit fiktiven Namen. Für mich ging es mit Eurowings nach PMI, danach eine Ankunft mit LH aus MUC, direkter Weiterflug mit Freebird nach AYT und nochmal mit easyJet zurück aus FDH. Statt in ein Flugzeug ging es aber jeweils nur in einen Bus.
Los ging es im Ankunftsbereich, wo es auch eine kurze Einweisung zum Tagesablauf gab. Danach sollte sich jeder Teilnehmer Koffer nehmen und draußen in der Haupthalle warten. Dort befand sich dann auch die erste von mehreren Getränkestationen, an denen man sich über Tag immer wieder versorgen konnte.
Anbei die ersten Impressionen vor der Sicherheitskontrolle – man konnte sich mit Ausnahme einiger weniger, gesperrter Bereiche völlig frei bewegen:



Haupthalle/vor dem Ankunftsbereich:


Auch den Bahnhofsbereich konnte man besichtigen. Weiter als in die Verteilerebene kommt man jedoch nicht, der Gleisbereich ist für Besucher gesperrt:



Es folgte dann eine „echte“ Kofferaufgabe am Check-In-Schalter von Eurowings und im Anschluss die Sicherheitskontrolle. Da mein erster „Abflug“ erst um 14:30 Uhr stattfinden sollte, hatte ich noch fast 3 Stunden zur freien Verfügung, um mir den Sicherheitsbereich anzuschauen.

Duty-Free-Shop – bis zur Eröffnung in wenigen Wochen gibt es noch viel zu tun!






Im Gegensatz zu vielen Berichten, von denen man so hört, wirkt das Terminal auf mich absolut riesig. Im Sicherheitsbereich gibt es vier Bereiche, von denen zwei Abschnitte „hochwertig“ sind plus zwei etwas spartanisch eingerichtete Seitenpiers für LCC. Grob gesehen: wie ein eckiges Hufeisen geschnitten. Von einem Ende zum anderen ist man selbst bei strammem Schritt locker 30 Minuten unterwegs, die Fußwege auf den Abflugtafeln werden mit bis zu 45 Minuten angegeben. Das erinnert eher an PMI. Von der Gesamtlänge der Bereiche her würde ich sagen, stellt der BER das T2 in München locker in den Schatten.
Das Problem ist meiner Meinung nach nur, dass die Dimensionen des Check-In-Bereiches, der Sicherheitskontrollen und der Ankunft (nur 8 Kofferbänder) nicht dazu passen. Und das könnte irgendwann, wenn sich die Luftfahrtbranche mal von Corona erholt hat, zum ersthaften Problem werden. Auch ist SXF als zukünftiges BER-Terminal 5 so weit entfernt, dass man nicht wirklich das Gefühl hat, dass es sich noch um den gleichen Flughafen handelt.
Bilder vom ersten LCC-Pier:



Zurück in der Haupthalle, dort gibt es noch einiges zu tun. Insbesondere einige Geschäfte sind noch lange nicht fertig gestellt und befinden sich teils noch im Rohbau.

Im Bereich B (andere Seite) ein identisches Bild.
Hinter diesem Bereich sind noch extrem viele Flugzeuge abgestellt, vorrangig von easyJet.
Auch Lufthansa ist noch mit zahlreichen Maschinen aus der A320-Familie vertreten – die Krise ist noch lange nicht vorbei.




Zahlreiche Geschäfte warten noch auf Fertigstellung…
Dann ging es los zum ersten „Abflug“ des Tages, mit EW nach Palma de Mallorca. Leider nicht in echt.
An dieser Stelle merkte man, dass es operativ hier und da noch etwas hakt, es gab prompt eine halbe Stunde Verspätung.

Statt in ein Flugzeug ging es in einen komfortablen Reisebus, der dann einmal im Kreis ums Gelände fuhr, um dann die Ankunft zu simulieren.


Weiter ging es dann mit einem etwas unrealistischen Szenario: Alle aus MUC ankommenden Gäste stiegen auf einen Weiterflug nach AYT um. Hier hätte ich mir offen gestanden eine Differenzierung der Passagiere gewünscht, verteilen sich doch im „echten Leben“ in aller Regel auch verschiedene Passagiere auf unterschiedliche Weiterflüge. Die Ausgabe der Bordkarten hat sich extrem in die Länge gezogen, sodass die Umsteigepassagiere erst kurz vor dem Boarding wieder am Gate ankamen.
Sei es drum, mit leichter Verspätung endete der Probebetriebstag dann gegen 16:00 Uhr.
Fazit: Der BER ist wesentlich größer, als er teilweise gemacht wird. Jedoch ist bereits abzusehen, dass einige Bereiche mit vielleicht irgendwann mal wieder 30 Mio. Passagieren pro Jahr nicht ohne weiteres fertig werden dürften. Die Dimensionen wirken schlicht unstimmig.
Dennoch gefällt mir insbesondere die Architektur, auch vor dem Hintergrund, dass der Airport ja eigentlich schon fast 10 Jahre in Betrieb sein sollte – wirkt irgendwie zeitlos. Neben MUC T2 stellt der BER für mich das schönste Flughafengebäude in Deutschland dar, dass muss ich schon mal sagen.
Operativ hängt es noch an der einen oder anderen Stelle, aber ich denke, das wird sich schnell einpendeln. Alles in allem ein toller und hoch interessanter Tag!
Abschließen möchte ich mich einem Abschiedsbild aus TXL und einen wunderbaren Sonnenuntergang auf dem Rückweg nach CGN:


Ich hoffe, der Bericht hat gefallen.
Bei Fragen bitte jederzeit gerne melden!
Viele Grüße,
stekar87